Rückenschmerzen sind der zweithäufigste Grund für eingeschränkte Aktivität sowie Arbeitsunfähigkeit, zählen zu den häufigsten Schmerzerkrankungen und sind der häufigste Grund
für einen Krankenhausaufenthalt. Bei einer Dauer über drei Monate werden sie als chronisch bezeichnet.
Die Ursache der Rückenschmerzen ist zumeist schwer zu diagnostizieren, da eine Vielzahl von Faktoren zusammenwirken. Die Behandlung dieser idiopathischen, also nicht auf eine Ursache
zurückzuführenden Schmerzen erfolgt daher zumeist eher symptomatisch denn als eigenes Krankheitsbild.
Wesentliche Faktoren zur Entstehung von chronischen Rückenschmerzen sind degenerative Veränderungen der Bandscheiben und Wirbelgelenke, Entzündungen wie Rheuma , Muskelverspannungen und auch
psychosoziale Aspekte. Letztere umfassen das Arbeitsumfeld wie auch Familie und soziales Umfeld. Psychische Belastung resultiert oft in einer Erhöhung der Muskelspannung des Nackens, Rückens
und der Schultern. Schmerz führt zu einer höheren sympathischen Aktivität und einem verstärkten Muskeltonus. Dieser Prozess der Muskelanspannung kann konditioniert werden, indem ein neutraler
Reiz, der während der Situation in der die Muskeln verkrampften zugegen, war konditioniert wird. Somit reagieren Schmerzpatienten auf für sie spezifische, oftmals neutrale Reize mit einer
erhöhten physiologischen Aktivität im betreffenden Muskelbereich. Laut des gut belegten psychophysiologischen Stressmodells führt nicht ausreichende Bewältigung von Stress zu einem erhöhten
Muskeltonus, der bei Schmerzpatienten langsamer wieder auf das normale Niveau zurückkehrt.
Eine ausführliche Anamnese sowie medizinische Diagnostik ist vor Beginn einer Biofeedbacktherapie notwendig, welche Funktionsuntersuchungen der Wirbelsäule und eine Magnetresonanztomographie
zum Ausschluss eines Bandscheibenvorfalls einschließen.
Rückenschmerzen führen zu Bewegungseinschränkungen und resultieren oftmals in Schonhaltungen um weitere Schmerzen zu vermeiden. Daher ist das Behandlungsziel neben der Schmerzbeseitigung
auch die Kräftigung der Muskulatur und Haltungskorrektur, was durch Krankengymnastik und Physiotherapie erreicht werden kann.
Biofeedback wird als Entspannungstraining und Stressbewältigungstraining wie auch zur Behebung von Fehlhaltungen und zur Muskelentspannung unter Verwendung von primär Myofeedback aber auch
Atemfeedback und Feedback der elektrodermalen Aktivität erfolgreich eingesetzt. Dabei ist die Kombination mit Physiotherapie und Krankengymnastik ein geeignetes Vorgehen.
Feedback der Muskelaktivität mittels EMG zählt zu den am häufigsten für chronische Rückenschmerzen eingesetzten Verfahren. Die Elektroden werden über den betreffenden Muskeln angebracht und
die Summe der Aktivität der unter den Elektroden liegenden Muskelfasern aufgezeichnet. Das Rohsignal ist für die Auswertung zu unstetig, daher wird das integrierte Signal verwendet um
akustisches Feedback zu geben. Die Tonhöhe korreliert dabei direkt mit dem abgeleiteten Muskeltonus.
Zunächst wird ein für den Patienten individuelles psychophysiologisches Stressprofil erstellt. Triggerpunkte werden ertastet, die Muskulatur wird abgetastet, gemessen und mit den Werten von
gesunden Personen verglichen um Bereiche mit zu hoher Muskelspannung zu identifizieren. Durch Messungen in unterschiedlichen Körperhaltungspositionen können Schon- und Fehlhaltungen identifiziert
werden. Wichtig ist auch zwischen Muskelverspannung und Muskelverkürzung zu unterscheiden, da unterschiedliche Behandlungsmethoden notwendig sind. Bei letzterer ist der Muskel ebenfalls tastbar
verhärtet, es zeigt sich jedoch kein Signal im EMG. Im Gegensatz zum Entspannungstraining bei Muskelverspannung wird bei Muskelverkürzung mit Dehnungsübungen gearbeitet.
Nach dem sogenannten Scanning der Muskulatur mittels EMG Ableitung wird ein individuelles Entspannungs- und Muskelaufbautraining inklusive Hausübungen konzipiert. Der Muskelaufbau erfolgt
mithilfe einer Kombination aus Biofeedback basierender Rückmeldung über den Muskeltonus sowie medizinisches Muskeltraining. Ziel ist eine kontrollierte Entspannung in den betroffenen
Muskelpartien zu erreichen welche auch im Alltag und in Belastungssituationen beibehalten werden kann. Dazu ist auch eine Arbeitsplatzanalyse notwendig, bei der die relevanten Bewegungsabläufe
unter EMG Kontrolle durchgeführt werden um so alternative Bewegungsabläufe einzuüben.
Die Effizienz von Biofeedback zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen ist mittlerweile von zahlreichen Studien belegt, wobei Biofeedback als alleinige Behandlungsmethode in den
meisten Fällen nicht ausreichend ist. Es kann jedoch erfolgreich zur Erlangung von Selbstkontrolle und Reduktion des Krankheitsbildes eingesetzt werden.
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