Lernen

Lernen bedeutet, dass sich basierend auf der Plastizität des Gehirns durch die Konfrontation mit neuem Wissen, Erfahrungen und auch durch neue Bewegungsabläufe neue Synapsenverbindungen bilden. Um aber wirklich von Lernen sprechen zu können, muss sich eine neuronale Veränderung vollzogen haben. Diese Umgestaltung kann entweder eine Verbesserung oder eine Verschlechterung durch Verluste von bereits beherrschten Verhaltensweisen, Fähigkeiten oder Einstellungen bedeuten.
Je neuartiger sich die Information oder der Bewegungsablauf für ein Individuum darstellt, desto mehr Veränderungen der Schaltkreise sind notwendig, um etabliert zu werden. Darüber hinaus werden Inhalte, die ohne bewusste Entscheidung aufgenommen werden, leichter erlernt (inzidentelles Lernen), als jene, die man mit Absicht lernen will (intentionales Lernen).
Zum Beispiel fällt es vielen Menschen leichter, sich eine Fremdsprache über ein freies Gespräch anzueignen, als sich die Grammatikregeln und Vokabeln durch gezieltes Üben zu merken. Von großer Bedeutung für das Lernen sind die Reaktionen auf unser Verhalten. So begünstigt positive Verstärkung, beispielsweise durch die Belohnung oder angenehme Folgen des Verhaltens, das Wiederholen einer Handlung. Negative Verstärkung, durch enttäuschende Konsequenzen oder gar Bestrafung einer Tat macht es wahrscheinlicher, dass diese nicht mehr wiederholt wird. Im Zuge von Bottom-Up-Prozesse wird die Wahrnehmung durch einen Reiz von außen gesteuert. Bei Top-Down-Prozessen nehmen wir hingegen über den Filter unserer Erfahrungen und Erwartungen wahr.

Lernformen

Im Zusammenhang mit den Lernprozessen und Speicherorten des Wissens, werden verschiedene Arten des Lernens unterschieden. Für die Festigung von Wissen sind häufig mehrere Lernformen begünstigend. Beim Reiz-Reaktionslernen werden sensorische und motorische Fertigkeiten verbunden. Der sensorische Reiz kann hier beispielsweise in Form eines Fahrrades bestehen und die motorische Reaktion ist das Fahrradfahren.
Ohne den sensorischen Reiz, können keine motorische Reaktion und damit kein Lernen erfolgen. Wird ein gewisser Reiz in Form von Objekten oder Situationen unter anderen nun wiedererkannt und dementsprechende Handlungen gesetzt, spricht man von perzeptivem Lernen. Diese Lernform äußert sich anatomisch betrachtet im sensorischen Assoziationscortex der beanspruchten Bereiche.
Im Vergleich dazu erfolgt Reiz und Reaktion beim nicht-assoziativen Lernen durch die Reflexbahnen schnell hintereinander. Hierbei ist für die Änderung von Verhalten ausschlaggebend, dass Reizsituation oder Reaktion oft wiederholt werden. Ursache dafür ist, dass Zellen, die häufig beansprucht werden, stärkere Dendritenauswüchse ausbilden und sich daraus eine robuste Vernetzung entwickelt.
Assoziationen stellen eine Abfolge von bereits gut gefestigten Gedankeninhalten oder Verhaltensweisen dar, die in unserem neuronalen Ordnungssystem dominant sind. Beispiele dafür bestehen in Situationen oder Objekten, die mit der Anzahl der Wiederholung entweder immer heftigere Reaktionen hervorrufen (Sensitivierung) oder auf die, die Reaktion immer mehr abflacht (Habituation). Beides ist dem non-deklarativen Gedächtnis zuzuordnen. Durch die Habituation kann momentan Unwichtiges ausgeblendet werden, da man es bereits gelernt und möglicherweise automatisiert hat.
Auch die Stärke und Prägnanz des Reizes spielt eine entscheidende Rolle für diese Art des Lernens. Neben diesen Arten des Lernens die durch eigene Erfahrung ihre Wirkung entfalten, beginnt der Mensch bereits als Baby damit, durch Beobachtung anderer am Modell zu lernen (siehe Spiegelneuronen). Als Modell können vielerlei Quellen dienen, wie beispielsweise eine reale Person, ein Text oder auch ein Film. Das Handeln, das beim Vorbild beobachtet wird, verursacht das Aufnehmen neuer Denk- oder Verhaltensmuster und je nach gezeigten Folgen wirkt dies hemmend oder enthemmend. Auch werden dadurch Erwartungen an zukünftige Reaktionen auf ähnliche Situationen und Reize geprägt.

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