Es besteht die Vermutung, dass sich Personen das Überblickswissen nicht automatisch aneignen. Forscher haben dazu herausgefunden, dass
manche Personen selbst nach langjähriger regelmäßiger Navigation in einer Umgebung kein Überblickswissen entwickeln. In einigen Fällen reicht
Routenwissen zur optimalen Erfüllung einer Aufgabe vollkommen aus, es ist nicht erforderlich Überblickswissen zu entwickeln. Dies gilt besonders dann,
wenn in einer bekannten Umgebung navigiert wird und die gelernten Routen immer zugänglich und einfach nachvollziehbar sind. In diesem Fall ist
Routenwissen für die Navigation vollkommen ausreichend und die Generierung von Überblickswissen ist dann unwahrscheinlich sowie von eingeschränkter Bedeutung.
Selbst in Fällen in denen die Generierung von Überblickswissen aufgrund von beispielsweise suboptimalen oder zeitweise nicht verfügbaren Routen einen
Vorteil mit sich bringen würde wird dieses möglicherweise nicht entwickelt. Es ist mental aufwendig einen Perspektivenwechsel vom
egozentrischen Routenwissen zu einem geozentrischen Überblickswissen durchzuführen und es wird angenommen, dass sich dieser Perspektivenwechsel
nicht in einem automatischen Prozess vollzieht. Hinzu kommt, dass die Fähigkeiten um einen solchen Perspektivenwechsel durchzuführen bei einzelnen
Personen unterschiedlich ausgeprägt sind.
Aufgrund der Tatsache, dass die Anwendung von Überblickswissen flexibler als die von Routenwissen ist, kann es oftmals bei Aufgaben
zum Finden eines Weges in einer Umgebung brauchbarer sein. Praktisch gesehen sind Personen mit entwickelten Überblickswissen bei folgenden Navigationsaufgaben Personen
klar überlegen, die das Wissen über Routen entwickelt haben:
Ebenfalls erweist sich das Überblickswissen durch die nicht bodengebundene Perspektive gegenüber Routenwissen in folgenden Punkten als überlegen:
Zusammenfassend kann das Überblickswissen recht nützlich beim Finden eines Weges in weiten Umgebungen sein, denn speziell dort ist der kognitive Aufwand
bei der Aneignung von Routenwissen hoch. Die räumlichen Gegebenheiten von weiten Umgebungen können durch die hohe Komplexität nicht von einem
bodengebundenen Blickwinkel aus verfolgt werden, während dies sehrwohl in kleinen Umgebungen möglich ist. Gelernte Routen variieren natürlich in ihrer
Komplexität und mit der steigenden Komplexität steigt auch der mentale Aufwand Routenwissen zu verwenden.
Die Routenkomplexität steigt mit jedem der folgenden Faktoren an:
Die Komplexität einer Route, die eine Verbindung von zwei Orientierungspunkten darstellt, ergibt sich auch aus der Anzahl der Teilrouten. Eine Teilroute ist ein Pfad zwischen zwei Richtungsänderungen. Die Routenkomplexität steigt also mit der Anzahl der erforderlichen Richtungsänderungen und zusätzlich mit der Größe der Auslenkungswinkel. Bei der Navigation in einer Umgebung gibt es eine Menge von Routendetails, die im Gedächtnis behalten werden müssen. Die erfolgreiche Aneignung von Routenwissen erfordert demnach auch eine Interaktion von Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis.
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